Sandra

 
Der folgende Erfahrungsbericht kommt von Sandra. Sie ist 26 Jahre alt zum zweiten Mal schwanger und bekommt im Juni 2000 ihr Kind. (04.01.1998)
 
Am besten ich fange mit meiner Geschichte ganz von vorne an.

Ich wurde mit 18 Jahren das erste Mal schwanger. Wie viele bestimmt denken, nicht unbedingt der beste Zeitpunkt für eine Schwangerschaft. Aus dem einfachen Grund, weil ich meine Ausbildung noch nicht beendet und mein Freund gerade erst die Bundeswehr überstanden hatte. Also hatten wir uns noch keine Existenz aufbauen können und lebten noch bei unseren Eltern.

Nichts desto trotz und nachdem der erste Schrecken vorbei war, freuten wir uns dann doch . Zuerst sah auch alles so aus als ob es auch keine Probleme geben würde. Die Schwangerschaft wurde bei mir in der 7. Woche festgestellt . Keine 4 Tage später wurde mir speiübel und ich kotzte seit dem Zeitpunkt in einer Tour. Meine Mutter half mir, wo sie nur konnte. Denn sie selbst durchlitt diese Kotzerei, zwar nicht ganz so massiv , die ganzen 9 Monate ihrer Schwangerschaft mit mir und konnte sich gut einfühlen, wie es mir erging. Ich konnte wirklich nichts mehr bei mir behalten. Täglich mußte ich zu meinem damaligen FA zu den uns allen bekannten Infusionen, da ich mich strikt weigerte, ins Krankenhaus zu gehen. Allein schon der Gedanke, dort zu liegen, löste bei mir noch größeren Brechreiz aus. Meine Mutter pflegte mich während dieser Zeit, da ich noch nicht einmal mehr in der Lage war, mich zu waschen.

Doch zu den erniedrigsten Erlebnissen, die ich in dieser Zeit hatte, zählt wohl folgendes: Wie an jedem Tag, maschierte ich mehr oder weniger Aufrecht in die FA-Praxis um dort eine Infusion zu bekommen, als ich einmal im Beisein des Arztes kot... mußte. Er sah mir mit einem feisten Grinsen im Gesicht zu und meinte, ich sollte mir auch trotz meine hohen Gewichtsverlustes keine Sorgen machen, denn in Äthopien, wo die Mütter kaum etwas zu essen hätten, kämen die Kinder auch gesund und wohlgenährt zur Welt, denn Hungern würden sie erst nach der Geburt.

Ich war fertig, bin nach Hause und hab nur noch geheult. Meine Mutter und mein Freund waren schrecklich wütend und rieten mir den Arzt zu wechseln, oder ihm doch wenigstens die Meinung zu sagen. Aus heutiger Sicht würde ich wahrscheinlich beides tun, doch damals war ich wohl einfach noch zu jung. Irgendwann nach geraumer Zeit, als ich schon dachte meine Zeit sei gekommen, von dieser Welt zu scheiden, kam meine Mutter auf die Idee mir Astronautenkost einzuflößen und erstaunlicherweise blieb diese in Verbindung mit Zäpfchen und viel Körperbeherrschung auch drin. Allerdings war ich bis dahin schon in der 16. Woche, (Soviel zum Thema , in der 12. Woche hört die Kotzerei auf und nach dem gut gemeinten Tip meines FA, wenn es nach der 12. SSW noch nicht weg ist mit der Übelkeit, hört das in den nächsten Wochen wohl nicht mehr auf).

Doch oh Wunder, mir gings dann von Tag zu Tag besser, so daß wir heiraten und uns unsere Wohnung einrichten konnten.

Unser Sohn kam kerngesund mit 4450 g und 58 cm zur Welt. Obwohl wir uns bis heute fragen, wie dieses Baby so groß werden konnte, sind wir bis heute der Meinung , Kotzkinder sind einfach so (vielleicht lag es auch an der Astronautenkost, wer weiß?).

Jedenfalls habe ich meinem Mann noch im Kreißsaal geschworen, daß ich nie wieder ein Kind bekommen werde.

Was wir ja auch 8 Jahre lang durchgehalten haben. Doch im letzten Sommer kam mein Mann dann doch noch mal auf die Idee, ein Baby haben zu wollen und da Frauen gerne vieles vergessen, wenn es um ein kleines Kind geht, war ich auch recht schnell überredet.

Natürlich hatte ich Angst, daß das mit der Kotzerei von vorne losgehen könnte, aber jeder weiß doch das jede Schwangerschaft anders ist. Weit gefehlt!!

Ich war glaube ich nicht ganz in der Nähe der 5.SSW, da ging es auch schon los. Wochenlan nur in der Nähe der Toilette oder geeigneter Behältnisse verbringen. Ansonsten den Tag im Dämmerzustand dank der Vomex-Zäpfchen verschlafen. Nur diesmal stand ein 8 jähriger hinter mir, der mich zwar mitleidig ansah, aber sagte, vergiß nicht, ich muß noch Hausaufgaben machen und du musst mir helfen.

Zum Glück hat mein Mann mir geholfen wo er nur konnte, obwohl er lange arbeiten muß, hat er versucht immer da zu sein , wenn es wichtig war .

Jedenfalls kotzte ich den ganzen Tag und fühlte mich noch ehlender als bei meiner ersten Schwangerschaft. Doch mein jetziger FA ist sehr verständnisvoll und bot sich direkt an, mir

ambulant Infusionen zu geben, da es mir durch die Arbeitszeit meines Mannes und den Unterricht unseres Sohnes nicht möglich war, ins Krankenhaus zu gehen. Doch dieses Mal, muß ich sagen, wäre ich am liebsten des öfteren freiwillig gegangen. Es war oft so schlimm, daß ich noch nicht einmal mehr zur Toilette gehen konnte, aber mein FA machte mir ständig Mut und sagte wenn ich es irgendwann bei der ersten SS geschafft habe, könnte es auch jetzt besser werden ( er ist wirklich ein netter Lügner, oder er wollte einfach nur nett sein). Was ihm allerdings mehr Sorgen machte, war der Flüssigkeitsverlust, was meinen Mann aber irgendwann auf die Idee brachte, mir Eiswürfel oder Wassereis zu besorgen, was ich dann langsam lutschte. Gut, daß sind zwar nicht die riesigen Mengen Flüssigkeit, doch es half wenigstens für kurze Zeit die Mundtrockenheit loszuwerden. Aber alle Versuche meines Mannes, mir die Astronautenkost einzuflößen, schlugen fehl. Denn allein der Anblick des Bechers reichte schon, damit ich mit meinem Freund dem Eimer ein inniges Gespräch führen konnte.

Mitlerweile bin ich in der 26. Woche und ich kann sagen, daß die extreme Brecherei nachgelassen hat, doch ganz davon befreit bin ich nicht. Ich habe gute und schlechte Tage. Manchmal bin ich so schlapp, daß ich kaum aufstehen mag und wenn ich dann doch hoch komme kotze ich sofort. Aber es gibt auch Tage, wo ich mich super fühle und alles schaffe, was ich mir vornehme und auch von keinerlei Depressionen heimgesucht werde.

Trotzdem weiß ich nach jedem FA-Besuch mit Ultraschalluntersuchung, wofür ich bzw. die ganze Familie die Strapazen auf uns nehmen und wir können es kaum noch abwarten bis das Baby endlich da ist und ich endlich wieder sagen kann, mir ist nicht schlecht und so bald wird mir auch nicht schlecht.

Aber ich glaube, daß es allen Frauen so geht, wenn das Baby endlich da ist und man es in Arm hält ist alles vergessen oder leichter zu verarbeiten.