Carina

 
Hier ist der Bericht von Carina.Sie ist gerade in der 20 SSW (06.04.2005)
 
Hallo chrissi! Also erstmal finde ich es super, dass Du diese Seite ins Leben gerufen hast. Als ich noch im Krankenhaus lag, hat mir meine Mutter mit Deinen Erfahrungen und den der anderen Frauen ein wenig Hoffnung gemacht. Ich bin erst 21 Jahre und "ungewollt" Schwanger geworden. Also mit ungewollt ist eher zu früh und nicht geplant gemeint. Ich bin zwar mit meinem zukünftigen schon fast drei Jahre zusammen und wir wollten auch in nächster zukunft heiraten, doch die Kinder sollten doch noch ein paar jährchen warten. Naja, der große Schock war eher beim ersten FA besuch, als sie sagte oh, GLÜCKWÜNSCH: ZWILLINGE!!! Um mich rum blieb die Welt stehen. Nach dem FA Besuch vergingen 3 Tage, dann begann es mit der Übelkeit. Es war aber gut erträglich, hab mir deshalb auch keine Gedanken gemacht. Hatte viel mehr die Sorge meine Stelle zu verlieren, da ich erst vor ein paar Tagen den Vertrag unterschrieben hatte und war zuvor 3 Monate arbeitslos. Bis dahin wohnte ich auch noch mit meiner besten Freundin zusammen, die Schwester meines Freundes mit der ich in köln zusammen die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht habe. Sie hat mich dort auch mit ihrem Bruder bekannt gemacht. Zu dem damaligen zeitpunkt lebte er noch in seiner Heimat im Sauerland. ich beschloss nach der Ausbildung in seinen Heimatort zu ziehen, meine Freundin wollte ebenfalls wieder dorthin. Also zogen wir wieder zusamen, da das in Köln auch so super mit uns hinhaute. Was aber im nachhinein nich so Klug von mir war, weil ja nicht mal 3 monate vergingen bis die Schwangerschaft eintrat. Naja hauptsächlich hatte ich dann ein super schlechtes Gewissen Ihr gegenüber, weil ich Ihr zugesagt hatte 2 Jahre mit Ihr in dieser Wohnung zu bleiben. Ich liebe Kinder über alles und würde bestimmt nicht gut damit klar kommen,wenn ich keine bekommen könnte. deshalb war ich froh meinen Partner zu haben und beschloss das beste aus der Situation zu machen. Ich muß sagen, das mein Partner sich sofort riesig über unser(re) Kind(er) gefreut hat. Meine Schwiegereltern haben sich auch vom Ersten Moment total gefreut. Meine Eltern wohnen von uns 300 Km entfernt und hatte nicht die Möglichkeit sofort zu Ihnen zu fahren um die frohe Botschaft bekannt zu geben. Da ich es ihnen unbedingt persönlich sagen wollte mußte ich es ihnen am telefon zunächst verschweigen. Ich gab meinem neuen Arbeitgeber bescheid, der war nätürlich total sauer und wollte, dass ich mich sofort krank schreiben lassen soll, weil ich zu blass aussehe, und das könnte man keinem zumuten. Daa tat ich dann auch. Und Pompt begann die unaufhaltsame Kotzerei. Dazu kamen Durchfälle und Fieber. Ich dachte an eine richtig fiese Magen-Darm-Grippe. Es begann an einem Freitag, den Samstag wollten wir zu meinen Eltern fahren. Denen mußte ich dann leider absagen. Meine Mama hat einen 6ten Sinn für soetwas, sie fragte mich am Telefon ganz direkt, ob ich schwanger bin, na dann wars raus. Meine Eltern freuten sich auch riesig. Ich hatte ja zu diesem Zeitpunkt nicht im geringsten geahnt was noch auf uns zu kam. Am Sonntag war ich bereits total ausgetrocknet, kam nicht mehr vom Klo. Mein Partner schleppte mich zum Notdienst, der mich dann direkt ins KH einwies. Mein Glaube war, das ich dort in 2 Tagen gehen kann und dort nur ein bisschen Flüssigkeit und Kraft tanke. An das Krankheitsbild Hyperemisis gravidarum, was mir aus der Ausbildung bekannt ist, hatte ich bis zu dem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Zunächst sah es so aus, als würde Besserung eintreten, die Infusionen mit Vomex halfen, die Flüssigkeit und die Glucose gaben mir wieder ein bisschen Kraft. Aber nach 2 Tagen begann ich mich wieder ständig zu übergeben, trotz Infusionen. Bei der Untersuchung die der Arzt bei der Aufnahme machte stellte sich raus, dass in der 2. Fruchthöhle kein Herz schlägt. Wobei man nicht genau sagen kann, ob diese je befruchtet war, oder das Kind gestorben ist. Das Fieber und die Durchfälle waren schnell vorüber und so langsam setzte ich mich mit dem Krankheitsbild der Hyperemisis auseinander. Die Ärzte machten mir Hoffnung auf baldige Genesung... Die ich mir schon da nicht mehr vorstellen konnte, weil ich gar nicht mehr wußte, wie man sich ohne Übelkeit fühlt. Als ich in meiner Ausbildung auf der Gyn gearbeitet habe, mußte ich schnell feststellen, das die Schwetern auf dieser Station die Frauen mit Hyperemisis für Simulanten halten. Das machte mir schwer zu schaffen und redete mir ein selbst nicht alle Tassen im Scharnk zu haben. Meine Bettnachbarinnen wechselten schnell, keine konnte mich so wirklich verstehen, die meinten ich spinne ich müßte doch einfach meinen Gelüsten nachgehen, dann klappt das schon mit dem Essen, haha, wenn ich denn Gelüste gehabt hätte, Fernsehen war eine Qual, bei jeder Essenswerbung kams mir hoch. Und es wird pemanent Essen gezeigt. Plötzlich dreht sich alles nur darum. Die Ärzte schlugen mir Akkupunktur vor. Ich stimmte zu und setzte all meine Hoffnung darauf. Als die Hebammme dann mit den Nadeln kam dachte ich Gott sei Dank bald gehts dir wieder gut. Diese Wirkung hielt dann eine halbe Stunde an, für die sehr dankbar war, weil man sich wieder kurz wie ein Mensch fühlte. Mein Partner kam jeden Tag um mich aufzubauen, doch ich konnte das kaum ertragen, weil er meistens nach Essen roch, oder ausversehen von Essen sprach worauf hin ich mich grundsätzlich übergab. Die Akkupunktur veränderte eigentlich gar nichts, ich bekam sie 7 Tage lang. Dann gaben die Hebammen es auf. Ich auch. Dann bekam ich nach ca 1 Woche eine ältere Dame aufs Zimmer. Diese machte mich wahnsinnig. sie war laut (ich war sehr geräusch- und lichtempfindlich)und redete permanent von Essen und davon, wie schlecht alles ist. Nachts bekam ich kein Auge zu, weil sie stark schnarchte. Auf jeden Fall hatte ich nach 2 Wochen KH Aufenthalt und davon 1 Woche mit Ihr die Schnauze voll. Ich bat bei der nächsten Visite um Entlassung. Der Chefarzt sagte, es würde bestimmt zu Hause besser werden und die Blutwerte waren soweit auch in Ordnung. So zu Hause angekommen war ich überglücklich mal ne Nacht schlafen zu können, keine Schwester morgens um 7 Uhr sehen zu müßen und meinen Partner wieder bei mir zu haben. dort stellte ich dann fest, das ich bereits 8 Kg abgenommen habe. Der nächste Tag begann mit Kotzen. Nach vier Tagen dauerkotzen an denen ich mal wieder keine Flüssigkeit und natürlich auch kein Essen zu mir nehmen konnte, schickte mich die FA wieder ins KH. Was ich wohl einsehen mußte, weil ich unser Kind nicht verlieren wollte. So, dort bekam ich ja wieder wenigstens Flüssigkeit über die Infusionen. Mir wurde eine Heilpraktikerin empfohlen, zu der ich dann von der Klinik aus hingegangen bin. Diese machte dann Akkupunktur und verschrieb mir Globulis. Dann brachte mich mein Freund wieder in die Klinik. Kaum da schon begann die Kotzerei noch schlimmer zu werden, man merkte wie die Ärzte, die ja bis dahin immernoch alles für normal hielten (13.SSW), nervös wurden. Ich hatte mich nicht nur minülich übergeben, sondern auch noch starke Krämpfe. Trozdem quälte ich mich am nächsten Tag wieder zur Heilpraktikerin. Sie machte mir weiß, das ich nicht wegen den Hormonen brech, sondern weil ich es selbst so will, ich würds nur nicht kapieren. Erst glaubte ich es. Man hängt sich an jeden Strohhalm. Noch am selben Tag nahm man mir in der Klinik wieder Blut ab und die Ärzte veranlasten endlich mal eine Gewichtskontrolle. Die Ärzte waren empört über die inzwischen 11 Kg die runter waren. Und ich sauer darüber, dass die sich darüber wundern. Meine Leberwerte waren sehr schlecht, die Blutgerinnung hatte sich negativ verändert. Andere Werte waren ebenso schlecht, man schickte mich durchs KH und machte endlich mal mehr als nur zuschauen und hoffen. Ich stand die ganze Zeit neben mir wußte nicht mehr wohin und auch nicht mehr wie mir geschah. Ich wollte nicht mehr durchhalten, ich wollte mich zwar auf das Kind freuen, doch es ging nicht recht. Immer wenn ich daran dachte mußte ich kotzen. Man wollte mir einen zentralen Zugang legen, das ist ein Venenkatheter der direkt vor dem Herzen liegt, um mich darüber künstlich zu ernähren. Dagegen sträubte ich mich sehr, da es sehr unangenehm den zu legen. Also bat ich die Ärzte damit noch etwas zu warten. der Internist schlug vor mri das Vomex rund um die Uhr zu infundieren. Was dann nach 1.5 Monaten, 14Kg Gewichtsabnahme und in der 14. SSW zum entscheidenen Erfolg führte. Ich lag noch bis zur 16. Woche im KH. Man setzte die Infusionen Vomex langsam ab und stellte mich auf Tabletten ein. Also KH Aufenthalt insgesamt 2 Monate. Ich bin seit dem 04.03.05 wieder zu Hause. Mein Partner wohnt jetzt bei mir und meine Freundin ist ausgezogen. Das mit dem Essen klappt schon ganz gut. Ab und zu gibt es Tage an denen ich noch breche, aber solange es nur ab und zu ein Tag ist, kann man das ganz gut aushalten. Mittlerweile genieße ich die Schwangerschaft. Morgen komme ich in die 20. SSW. Ich hoffe das ich diese Zeit nie wieder erleben muß. Und ich würde das meinem ärgsten Feind nicht wünschen. Achso, keiner der Ärzte war bereit dazu, die Infusionstherapie ambulant zu machen! Ich finde es sehr tapfer und mutig, dass Du bis zum Ende der Schwangerschaften durchgehalten hast und Deinen Kindern das Leben geschenkt hast. Ich hoffe ich langweile Dich nicht mit meiner Geschichte. Doch es ist schon schwer das zu verarbeiten und es hilft alles einmal loszuwerden. Und ich bin auch sehr froh das meine Familie und meine Freunde sich so um uns gekümmert haben. Obwohl ich in dieser Zeit unausstehlich war. Jetzt sollte ich meinen roman ;o) mal beenden. Ganz liebe Grüße Carina