Karin

 
Karin hat zwei Hyperemesisschwangerschaften geschafft. Sie sieht einen Zusammenhang mit Schilddr?se oder Helicobacter (18.04.2007)
 
Liebe Chrissi,



lange habe ich schon vor gehabt, zu schreiben, nun möchte ich das endlich tun. Meine Erfahrungen mit dieser Krankheit- und nur als solche ist das zu sehen- sind den vielen beschriebenen sehr ähnlich, was mir in dieser furchtbaren Zeit sehr geholfen hat, denn selber kenne ich ausschließlich Frauen mit unproblematischen Schwangerschaften. Da konnte ich auch keine Unterstützung erwarten, außer Tips, die anderen bei der normalen Morgenübelkeit halfen. Davon fühlte ich mich aber, wie sich jede Betroffene vorstellen kann, nur noch schlechter ("Vollkornkekse essen im Bett"- die kotzte ich dann auch gleich in dieses, "Tees trinken"- konnte außer Eiswürfeln lutschen gar keine Flüssigkeit zu mir nehmen, "Einfach die Schwangerschaft genießen"- bei 20-mal Kotzen pro Tag habe ich aufgehört zu zählen, zum Genießen kam ich so nicht.



Aber alles der Reihe nach: Meine erste Schwangerschaft im Mai 2001 begann mit Blutungen, sodass ich 2 Wochen liegen mußte. Da ich schon einmal einen spontanen Frühabortus hatte, tat ich das auch. Schlecht war mir ab der 5. Woche, es begann mit 4-5 mal Kotzen pro Tag. Nach 2 Wochen ging ich wieder arbeiten, das Kotzen wurde immer Unerträglicher. Meine FÄ verschrieb mir Paspertin in kleinen Dosen, ich bemerkte keine Verbesserung dadurch, sie meinte aber, was anderes darf sie nicht geben. Beim Autofahren kotzte ich bei roten Ampeln einfach bei der Tür raus, es wurde immer schlimmer. Als sich das Kotzen so auf 10-15 mal einpendelte konnte ich überhaupt nichts mehr bei mir behalten. Den ganzen Tag hatte ich eine halbe Erdbeere und 2 Eisürfel zu mir genommen, aber in mehreren Etappen wieder rausgekotzt. Ich hatte in 3 Wochen 7 kg abgenommen und wog nur noch 42 kg (bei 165 cm). Als ich nur noch vor mich hindämmerte (ich wußte oft nicht, welche Tageszeit war, es war mir auch egal), packte mich mein Mann zusammen und fuhr ins Spital. Die waren dort ganz ok, ich hörte das erste mal von hyperemesis. Sie behielten mich gleich dort, weil ich vollkommen ausgetrocknet war. Vom Kotzen waren mir zudem in beiden Augen die Adern geplatzt, ich sah einfach nur mehr furchtbar aus. Leider konnten sie mir auch nur kurzfristig mit Paspertin-Infusionen und Flüssigkeit helfen. Als ich wieder nach Hause kam, ging es mir genauso schlecht wie zuvor, ich dachte nur noch ans Sterben. Dieser Zustand änderte sich kaum, bis zur 30. Woche sah ich noch nicht mal schwanger aus. Das letzte Mal erbrach ich mich im Kreissaal, die Geburt nahm ich nicht einmal ordentlich wahr. Aber kaum war das Kind geboren, wollte ich trinken und auch wieder essen. Körperlich erholt fühlte ich mich aber trotzdem fast ein halbes Jahr nicht, manche Speisen (Reis, Vollkornbrot, etc.) konnte ich auch gar nicht essen, weil ich das so oft gekotzt hatte. Ich dachte, das wäre das Ärgste gewesen, was einem passieren kann.



Meine 2. SS begann mit Kotzen, noch bevor ich den Test gemacht hatte. Wir waren gerade in Italien auf Urlaub, mein kleiner Sohn war gerade 16 Monate und superlebhaft. Es war dieser heiße Sommer 2003. Ich lag den ganzen Tag im abgedunkelten Hotelzimmer ohne Klimaanlage, konnte nicht trinken oder essen und bekam rundherum kaum etwas mit. Mein geliebter Sohn war mir plötzlich zu anstrengend und zu laut geworden, zudem konnte ich seinen Geruch kaum ertragen. Ich war verzweifelt, denn ich wußte, was mich erwartete, wenn ich wieder nach Wien zurückkomme. Meine Verwandten 200 km weit weg, ich mußte mich also tagsüber alleine um das Kind kümmern. Erst um 18 Uhr kam mein Mann nach Hause. Ich muß zugeben, dass ich in dieser Situation auch an Abtreibung gedacht hatte, mein Mann war sehr dafür. Ich brachte es nicht übers Herz, wußte aber, dass es so nicht weitergehen konnte. Auf dieser Internetseite las ich von Prof. Frigo, der zum Thema HE geforscht hat. Nach dem ersten unvermeidlichen Spitalsaufenthalt ging es mir so unfassbar schlecht, dass ich einen Termin bei Dr. Frigo ausmachte. Ich konnte zu dieser Zeit nicht mehr länger stehen, kotzte unzählige Male, bei dieser SS auch in der Nacht. Auf Paspertin (das einzige Medikament, was ich bekommen konnte) reagierte ich paradox, dh ich kotzte immer mehr. Nebenbei versorgte ich die meiste Zeit alleine mein Kind und den Haushalt. Das schlimmste war das Kochen und Einkaufen. Ich dachte, entweder ins Spital zur Abtreibung oder zu Dr. Frigo. Entschied mich dann für zweiteres. Dr. Frigo meinte, meist sei die Ursache der helicobacter oder eine Schilddrüsenfehlfunktion. Leichter wäre der hel. zu behandeln, meinte er. Tatsächlich konnte er sehr schnell eine gravierende Schilddrüsenüberfunktion nachweisen. Ich fühlte mich nicht mehr ganz so blöd, denn endlich hatte ich wenigstens eine "handfeste" Diagnose. Leider darf man in der SS die Schilddrüse kaum behandeln, da das Kind sehr stark gefährdet wäre. Er verwies mich an eine Spezialistin für Schilddrüsenprobleme in der SS. Die ganze SS über nahm ich voll des schlechten Gewissens Medikamente (Losec statt der Paspertin und Prepulsid wg. der Schilddrüse). Auch Akupunktur machte ich bei einem Spezialisten. Die ganze SS war ein absoluter Graus und ich würde lieber sterben als das noch einmal mitzumachen! Am Ende der SS bekam ich dann noch Lungenentzündung und das Kind kam etas verfrüht (ebenfalls mit Lungenentzündung) zur Welt. Auch einige andere Probleme wurden bei meiner Tochter festgestellt (Schädelzyste, Loch im Herz, Verdacht auf Analaträsie). Die Kinderärzte machten mir Vorwürfe wg. der starken Medikamente in der SS, ich war verzweifelt! Das erste Jahr mußten wir immer wieder zur Kontrolle ins Kinderspital, jetzt, mit 3 Jahren ist meine Tochter kerngesund und für ihr Alter riesengroß und gut entwickelt. Alles hat sich von selbst erledigt (Herz von selbst zugewachsen, Zyste im Kopf ist weg, der Verdacht hat sich nicht bestätigt), sie mußte gar keine Behandlung bekommen, außer in den ersten Wochen Antibiotika.



Ich würde mir wünschen, dass bei jeder betroffenen Frau diese 2 Untersuchungen standardmäßig gemacht werden: 1. Schilddrüse, 2. Helicobacter. Beides sind (teurere) Blutuntersuchungen, ich habe das privat bezahlt, was mir aber egal war, weil ich sowieso keine andere Lösung sah. Weder vor, noch nach der SS hatte ich Schilddrüsenprobleme. HE hatten sowohl meine Urgroßmutter (ist von meiner Oma überliefert, die selber nicht betroffen war) als auch meine Mutter, die bei beiden SS mit Infusionen behandelt werden mußte. Damals wurde das aber auch mehr als Spinnerei der Frauen abgetan.

Ich möchte allen Frauen, die in dieser Situation sind, raten, sich Spezialisten zu suchen, die sich mit dieser Krankheit auskennen. Das ist zwar teuer, aber wofür soll man sonst sein Geld ausgeben, wenn nicht für die Gesundheit. Allen wünsche ich einfach nur, dass diese Zeit vorbei geht. Bei Chrissi möchte ich mich endlich bedanken, deine Seite war für mich die allergrößte Hilfe!



Karin