Ondansetron trotz Rote-Hand Brief

Schwabenmädel, Montag, 18. Mai 2020, 08:56 (vor 1433 Tagen) @ Lünelove

Liebe Lünelove,
ich freue mich, dass es dir nun aktuell deutlich besser geht und ich hoffe, dass du die restliche Zeit noch gut überstehst. Lass uns hören wie es dir weiter ergeht, das würde mich freuen !

Ich bin aktuell in meiner zweiten Hyperemesisschwangerschaft.
2017 traf mich die HG völlig unerwartet, ich wusste gar nicht was mit mir passiert, bis zu 20 Mal Erbrechen am Tag, ich konnte nichts mehr machen, war völlig aus dem Leben gerissen. Drei stationäre Aufenthalte. Zuerst bekam ich Vitamin B und Vomex,mit Agyrax hab ich es auch probiert.. Außer starke Nebenwirkungen kein Effekt.Ab dem zweiten Aufenthalt bekam ich Ondansetron, 1 mal täglich 4 mg. Ab dem dritten Aufenthalt (16.Ssw) dann 2 mal 4mg Ondansetron sowie mcp zusätzlich. Es war die Hölle, euch brauch ich das nicht erzählen, ihr kennt das ja..

Die Selbstvorwürfe ein Medikament zu nehmen, was dem Kind schaden könnte, war mit das Schlimmste. Man fühlt sich auch so "schwach",dass man das alles nicht ohne Medikamente durchstehen kann, was natürlich Quatsch ist.. Meine Familie und mein Mann haben mich in der schlimmen Zeit großartig unterstützt und mich und meine Erkrankung ernst genommen, was sehr wichtig war. Auf die Psyche o.ä. hat das niemand geschoben. Bis zur 30.Ssw. musste ich das Ondasetron nehmen, danach kam ich bis zur Geburt mit Agyrax klar. Nach der Schwangerschaft war alles wie weggepustet. Wir wurden mit einem gesunden Jungen belohnt, der sich auch jetzt nach 2,5 Jahren völlig unauffällig entwickelt. Kein Herzfehler/Gaumenspalte o.ä.., völlig gesund.

Uns war klar eine zweite Schwangerschaft würden wir wohl nur mit Ondansetron schaffen, ich war trotz allem natürlich sehr dankbar, dass man etwas gefunden hatte, was mir geholfen hatte.
Ende 2019 haben wir uns dann getraut und eine erneute Schwangerschaft gewagt. Die HG schlug in der 7 ssw wieder so richtig zu. Die Hoffnung,dass es dieses mal leichter wird musste ich begraben. Der große Schock kam im Krankenhaus. Ondansetron gibts keins mehr, es würde Fehlbildungen verursachen, hieß es dort. Erst da erfuhr ich online von der Studie. Mittlerweile hatte ich schon 5 KG verloren in der 8.ssw. Sehr zögerlich bekam ich einzelne Dosen per Infusion, jedoch kam es immer drauf an, wer gerade Dienst hatte. Um meinen Sohn konnte ich mich zu der Zeit natürlich nicht kümmern, er war tagsüber bei Oma untergebracht oder mein Mann hatte Urlaub. Es war eine heftige Zeit, mein Sohn war sichtlich irritiert von meinem Zustand, bald schon durfte ich nichts mehr machen, er orientierte sich nur noch an Papa..

Für mich konnte es so nicht weitergehen. Als es dann noch hieß eine Hyperemesis nach der 16. Ssw wäre psychisch und bei Schnupfen würde auch keine Medizin benötigt, wusste ich ich muss selber handeln, hier wird mir nicht geholfen. Ich rief aus dem Krankenhaus bei Embryotox an, und wurde dort auch bezüglich der Studie toll beraten. Die Mitarbeiterin riet mir das Krankenhaus zu verlassen und die Therapie mit meinem Frauenarzt über Infusionen und Tabletten weiterzuführen, bzw mir jemanden suchen der mir Ondansetron verschreibt. Meine Frauenärztin war erstaunlich offen und schreibt mir das Rezept auch jetzt noch raus. Zu schlimmsten Zeiten habe ich 2x 8mg morgens und mittags genommen (nach Rücksprache mit Embryotox), eine Haushaltshilfe kam für ca. 8 Wochen, anfangs für 8 Stunden täglich dann für 4 Stunden. Aktuell benötige ich in der ssw 31 noch eine Tablette am Morgen, damit geht's mir gut, ich bin brechfrei.Lass ich diese weg erbrechen ich stündlich drei Mal. Ich kann mein Haushalt wieder selber führen, das Verhältnis zu meinem Sohn ist wieder ganz normal. Er hat gemerkt dass die Mama wieder da ist. Im Ultraschall beim Baby war bisher immer alles spitze, keine Hinweise auf Fehlbildung oder sonstiges. Das Kleine ist auch sehr aktiv, ctgs sind normal. Wir sind auf der Zielgeraden und haben auch diese Schwangerschaft bald geschafft. :-D

Dieser Bericht soll allen Betroffenen Mut machen, wir sind nicht alleine und manchmal muss man für sich selber kämpfen. Haltet durch ! Die Belohnung für euer Leiden kommt am Schluss :-)

Embryotox meinte übrigens, dass vermutlich ein Nährstoffmangel in der Ss mit höheren Risiken verbunden ist als die Einnahme von Ondansetron selbst.
Die Vorwürfe Medizin zu nehmen sind geblieben und auch das schlechte Gewissen.. Trotz allem gäbe es ohne Ondansetron dieses zweite Kind nicht, denn ich hätte die Schwangerschaft nicht durchgestanden.

Danke an alle, die in Foren ihre Geschichten und Ratschläge teilen, ihr habt mir in meinen Schwangerschaften Mut gemacht und mich manchmal zu Tränen gerührt, denn man kann so mitfühlen. Hoffentlich kann auch meine Geschichte anderen Schwangeren Mut machen und so ein kleiner Beitrag leisten.


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